In der Nähe der inzwischen geräumten und zum Abriss vorgesehenen Ortschaft Lützerath haben sich mehrere Hundert Demonstranten versammelt. Darunter war auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. Als sich nach Angaben der Polizei Menschen aus der Demonstration heraus lösten und in Richtung des Tagebaus Garzweiler aufmachten, setzte die Polizei Schlagstöcke, Pfefferspray und Beamte auf Pferden ein. Thunberg gehörte zu einer Gruppe von Demonstranten, die von der Polizei eingekreist wurden.
Wie Fotoaufnahmen zeigen, wurde sie später von Beamten weggetragen. Ein dpa-Fotograf beobachtete, dass Thunberg von drei Polizisten nach gut 50 Metern abgesetzt worden sei, um eine Personenkontrolle durchzuführen. Die Gruppe wurde laut Polizei in Gewahrsam genommen.
Die Sprecherin des Polizeipräsidiums Aachen, Dana Zimmermann, sagte der Nachrichtenagentur AFP: Die Personen müssten in Gewahrsam bleiben, bis von allen die Identität festgestellt worden sei. Wenn einige dies nicht wollten, „dann müssen alle warten“, sagte Zimmermann. Um eine Festnahme im juristischen Sinn handele es sich aber nicht. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur Reuters sah, wie Thunberg später allein in einem Polizeibus saß. Nach der Aufnahme der Personalien wurde Thunberg laut Polizei wieder aus dem Gewahrsam entlassen.
Nach der Demonstration gelangte nach Angaben des Energiekonzerns RWE eine Person in den Braunkohletagebau. „Das ist natürlich grob leichtsinnig, was der da macht“, sagte ein RWE-Sprecher.
Der Tagebau hat eine scharfe Abbruchkante, der Aufenthalt dort ist gefährlich und verboten. Auch Lützerath ist abgeriegelt. Das Dorf wurde in den vergangenen Tagen von der Polizei geräumt und soll abgebaggert werden. Dagegen hatte sich großer Widerstand formiert.
Klimaaktivisten der Gruppe „Extinction Rebellion“ haben sich unterdessen in Düsseldorf am NRW-Innenministerium festgeklebt. Etwa ein Dutzend Menschen, darunter eine Mutter mit Kind, waren an der Aktion in Düsseldorf beteiligt, wie Sprecher von Polizei und Innenministerium sagten. Nach einiger Zeit beendeten die Einsatzkräfte die Aktion: Einige Demonstranten seien freiwillig gegangen, andere weggetragen worden. Die Aktivisten, die sich an Scheiben geklebt hatten, wurden von der Polizei gelöst.
Die Demonstranten protestierten gegen die Räumung der Siedlung Lützerath für den Braunkohle-Abbau und forderten den Rücktritt von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) wegen des Polizeieinsatzes dort. Sie beklagten Polizeigewalt und Kriminalisierung.
Unterdessen versammelten sich am Landtag in Düsseldorf rund 150 Demonstranten, die dann vor das NRW-Wirtschaftsministerium zogen. Auch sie protestierten gegen den Abriss von Lützerath für den Braunkohle-Abbau. Braunkohle gilt als klimaschädlichste Form der Energiegewinnung. Am Samstag hatten Demonstranten in der Nähe des Tagebaus die abgesprochene Demonstrationsroute verlassen und waren in die Richtung der Gegend gezogen, in der das Betretungsverbot gilt. Die Polizei hatte Schlagstöcke, Pfefferspray und Wasserwerfer eingesetzt, um die Menschen zurückzuhalten. Aus den Reihen der Demonstranten waren Steine, Erdklumpen und Pyrotechnik auf die Beamten geworfen worden.
Arbeit im Tagebau muss eingestellt werden
Am Dienstagmorgen besetzten Aktivisten einen Schaufelradbagger im Braunkohletagebau Inden in Nordrhein-Westfalen. „Bagger und Förderbänder stehen seit einer halben Stunde still“, twitterte der „Aktionsticker Lützerath“ vor 8.00 Uhr über einem Foto mit Aktivisten in weißen Ganzkörperanzügen.
Ein Sprecher des Energiekonzerns RWE bestätigte die Protestaktion des Bündnisses „Ende Gelände“ auf dpa-Anfrage. Demnach haben 30 bis 40 Aktivisten gegen 7.00 Uhr morgens einen Schaufelradbagger besetzt, der die Arbeit daraufhin eingestellt habe. Krawalle habe es zunächst nicht gegeben.
Die Einsatzkräfte richteten sich auf mehrere spontane, dezentrale Aktionen ein. Das Aktionsbündnis „Lützerath Unräumbar“, zu dem auch Gruppen von „Fridays For Future“ und „Letzte Generation“ gehören, hatte zuvor für Dienstag zu einem gemeinsamen Aktionstag aufgerufen.
Aktivisten kleben sich in Köln fest – für Lützerath
Auch in Köln protestierten Kohle-Gegner am Dienstagmorgen: Festgeklebte Klimaaktivisten brachten mit einer Blockade-Aktion den Berufsverkehr in Köln massiv ins Stocken. Sie saßen quer auf einer Straße und hielten ein Banner hoch, das auf die Gruppierung „Letzte Generation“ hinwies. Dazu waren gelbe Kreuze zu sehen – die Protest-Symbole gegen den Abriss von Lützerath.
Die Polizei sperrte nach eigenen Angaben Zufahrten und führte den Verkehr vorbei. Drei Personen seien auf der Straße festgeklebt, drei seien bereits weggetragen worden, sagte eine Polizeisprecherin am Morgen. Ein dpa-Fotograf berichtete von einem Stau und wütenden Kommentaren von Autofahrern in Richtung der Aktivisten.
Die Gruppierung twitterte ein Foto aus Köln und erklärte: „Die Kohle unter #Lützerath muss im Boden bleiben!“
Reul kritisiert Berichterstattung des WDR
Die Polizei hatte das Dorf Lützerath bis Montagmittag geräumt und damit schneller als im Vorfeld erwartet. Nach Angaben des NRW-Innenministers Reul wurden dabei 102 Polizisten verletzt. Die Aktivisten korrigierten ihre Angaben, nach denen es „lebensgefährliche Verletzungen“ gegeben habe, inzwischen. Reul warf den Kohle-Gegnern „unbelegte Schilderungen“ vor.
Reul kritisierte zudem die Berichterstattung des Westdeutschen Rundfunks (WDR) über die Räumung von Lützerath: „Der WDR gefährdet sein Ansehen, wenn er eine radikale Gruppe 50 Minuten live überträgt.“
Reul bezog sich dabei laut „Bild“ auf eine Pressekonferenz von Klimaaktivisten, welche der WDR am Sonntag 50 Minuten lang live und unkommentiert übertragen habe. „Diese Pressekonferenz grenzte an Propaganda radikaler Aktivisten. Und der WDR hat das fröhlich übertragen“, kritisierte Reul.
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