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Selenskyj im BILD-Interview: „Ich kann nicht mehr weinen“ - BILD

Selenskyj im BILD-Interview nach dem Massaker in Kramatorsk Ja, ich fühle Hass
gegenüber Russland“

Nur wenige Stunden nach dem menschenverachtenden Raketen-Angriff auf den Bahnhof in der ukrainischen Großstadt Kramatorsk mit mindestens 50 toten Zivilisten konnte BILD-Vize Paul Ronzheimer mit Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) sprechen.

„Ich kann nicht mehr weinen“, sagt Selenskyj auf die Frage von Ronzheimer, ob der ukrainische Präsident nach dem Massaker in Kramatorsk, in Butscha, nach den Hunderten von Toten noch weine.

Dass genau an diesem schwierigen Tag, nachdem in Kramatorsk Dutzende Menschen von Wladimir Putins Truppen ermordet wurden, die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu Besuch kam, sei nicht leicht gewesen. „Es ist unser Kriegsleben. Das war ein tragischer Morgen heute, vor so einem wichtigen Treffen“, so Selenskyj. „Du kannst dich an diese Opfer nicht gewöhnen.“

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► Ob der ukrainische Präsident Hass gegenüber Russland empfindet, will Ronzheimer wissen. Selenskyj äußert sich klar: „Ja, ich fühle Hass gegenüber Russland, gegenüber russischen Soldaten. Wenn ich diese Bilder vor meinen Augen sehe. Ermordete Kinder ohne Beine, ohne Arme. Es ist ein Groll, es ist fürchterlich.“

Als Vater denke er in solchen Momenten natürlich an seine Kinder. Es seien die Momente wie der Schulabschluss, oder die Hochzeit, „da denkst du an die Eltern der toten Kinder. Dann denkst du daran, dass sie diese Momente mit ihren Kindern nie erleben werden“, stellt Selenskyj emotional fest. Natürlich werde er in solchen Momenten sauer.

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Kriegsverbrechen in der Ukraine

Ob es, wie BILD von Augenzeugen berichtet wurde, vor den Kriegsverbrechen in Butscha Tötungslisten der Russen gab, wisse er nicht, so Selenskyj. Aber er „habe gesehen, dass sie Zivilisten erschossen haben. (…) Ich habe von solchen Listen in großen Städten wie Cherson gehört.“

► In wie vielen ukrainischen Dörfern und Städten solche Kriegsverbrechen wie in Butscha durch russische Truppe gebe, das wisse aktuell noch keiner. „Was in diesen Dörfern im Süden wie in der Nähe von Cherson, Saporischschja, und im Osten passiert – wir wissen es nicht. Viele Städte wurden einfach komplett vernichtet. Keine Häuser, keine Menschen – ich weiß nicht, was wir da vorfinden“, so Selenskyj.

Das Schlimmste, dass Selenskyj in den letzten Tagen gehört habe? Ein führender EU-Politiker wollte vom ukrainischen Präsidenten Beweise sehen, dass die Kriegsverbrechen in Butscha nicht inszeniert waren! Eine Rhetorik, die sonst nur direkt aus dem Kreml kommt. Auf Nachfrage von BILD-Vize Ronzheimer, ob es sich bei diesem EU-Politiker um einen europäischen Regierungschef handle, antwortet Selenskyj klar mit „Ja.“

Er wolle aber nicht darüber sprechen, wer zu ihm gesagt hat: „Zeigen sie uns Beweise, dass es nicht inszeniert war.“

Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj im Interview mit BILD-Vize Paul Ronzheimer
Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj im Interview mit BILD-Vize Paul RonzheimerFoto: Giorgos Moutafis

Auf die Frage, ob es hauptsächlich Deutschlands Fehler war, dass es immer wieder Verzögerungen bei Sanktionen gebe, äußerte sich der ukrainische Präsident deutlich: „Ja, einige Länder, Deutschland gehört auch dazu, sind gegen ein Öl und Gas-Embargo. Ich bin froh, dass das 5. Paket (der EU-Sanktionen) das Kohle- und Holz-Embargo enthält.“

► Deutschland sei sehr vorsichtig bei der Unterstützung der Ukraine gewesen. „Deutschland hat uns nicht mit Waffen unterstützt. Deutschland hat offen darüber gesprochen, dass wir kein Mitglied von der Nato sein werden. Aber wenn wir ehrlich bleiben: die Rhetorik von Deutschland hat sich verändert. Deutschland ist konservativ und kalt – aber der Zug hat sich bewegt“, so Selenskyj.

Die Menschen in Deutschland, das betont der ukrainische Präsident noch einmal deutlich, seien absolut nicht kalt. Er habe die großen Demonstrationen für die Ukraine gesehen: „Da war viel Unterstützung. Dort habe ich das Gesicht der Deutschen gesehen!“

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Kann sich Selenskyj noch mit Putin an einen Tisch setzen?

Selenskyj hatte in der Vergangenheit immer wieder betont, dass er sich zu Verhandlungen auch mit Kriegstreiber Putin an einen Tisch setzen würde. Das gelte auch heute noch, so der ukrainische Präsident.

► „Heute hat die Ukraine keinen anderen Ausweg, als sich an den Verhandlungstisch zu setzen. Aber in Russland hat kein anderer Macht diesen Krieg zu stoppen. Nur er alleine entscheidet, wann dieser Krieg endet“, so Selenskyj zu BILD.

Wolodymyr Selenskyj vor dem Krieg und als er die Leichen von Butscha sah
Wolodymyr Selenskyj vor dem Krieg und als er die Leichen von Butscha sahFoto: HANDOUT/AFP, RONALDO SCHEMIDT/AFP

Angesprochen auf die zwei Bilder des ukrainischen Präsidenten – vor dem Krieg, und bei seinem Besuch in Butscha, wo er die Leichen der von russischen Truppen exekutierten Zivilisten sah, zeigt sich Selenskyj emotional: „Das sind zwei verschiedene Menschen. Es (Selenskyjs Veränderung) ist zum Vorteil von unserem Land. Aber ich bin mir nicht sicher... ob ich zu diesem Menschen (wie vor dem Krieg) noch einmal zurückkehren werde.“

Was der ukrainische Präsident sieht, wenn er nachts die Augen schließt, fragt ihn Ronzheimer zum Schluss. „Ich sehe nichts. Es ist sehr schwer zu schlafen. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal richtig geschlafen habe.“

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