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Corona aktuell: Spahn und Ärzte-Verbände für "Booster" - Süddeutsche Zeitung - SZ.de

Angesichts stark steigender Neuninfektionszahlen spricht sich eine Mehrheit der Deutschen mittlerweile für eine Impfpflicht aus. 57 Prozent sind dafür, das geht aus dem ARD-Deutschlandtrend hervor, für den mehr als 1300 Personen befragt wurden. 39 Prozent sind gegen eine allgemeine Impfpflicht. Im August war das Verhältnis tendenziell umgekehrt, damals favorisierten nur 46 Prozent eine Impfpflicht, während 50 Prozent sie ablehnten.

Bei den Anhängerinnen und Anhängern der drei Ampel-Parteien, die momentan über die Bildung der nächsten Bundesregierung verhandeln, gibt es jeweils Mehrheiten für eine Impfpflicht. Bei jenen der SPD ist die Zustimmung mit 71 Prozent am größten, bei jenen der Grünen sind es 56 Prozent, bei der FDP 53 Prozent.

46 Prozent der Befragten halten die aktuellen Maßnahmen gegen die Pandemie für angemessen, das sind 14 Prozentpunkte weniger als im Oktober. 29 Prozent sind für strengere Maßnahmen, das sind 16 Prozentpunkte mehr als zuletzt. Allerdings geben 57 Prozent der Deutschen an, besorgt zu sein, dass es wieder zu stärkeren Einschränkungen des öffentlichen Lebens kommen könnte. (04.11.2021)

RKI stuft Risikobewertung hoch

Das Robert Koch-Institut (RKI) sieht in der Corona-Pandemie eine gestiegene Gesundheitsgefahr für die Menschen in Deutschland. Für unvollständig oder nicht Geimpfte änderte das Institut die Risikobewertung von "hoch"" auf "sehr hoch", wie aus dem Wochenbericht des Instituts hervorgeht. "Für vollständig Geimpfte wird die Gefährdung als moderat, aber aufgrund der steigenden Infektionszahlen ansteigend eingeschätzt", heißt es.

Das RKI betont allerdings weiter, dass alle hierzulande verfügbaren Impfstoffe "nach derzeitigem Erkenntnisstand bei vollständiger Impfung wirksam vor einer schweren Erkrankung" schützten. Unter den gemeldeten Fällen - also bei den positiv auf Sars-CoV-2 getesteten Menschen - sei jedoch der Anteil vollständig Geimpfter in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen. Er liege mittlerweile in der Altersgruppe der Menschen ab 60 bei mehr als 60 Prozent. "Dieser Anteil muss jedoch in Zusammenschau mit der erreichten hohen Impfquote in dieser Altersgruppe interpretiert werden", heißt es in dem Bericht - laut Statistik sind es über 85 Prozent.

Die aktuelle Entwicklung der Lage sei "sehr besorgniserregend", schreibt das RKI. Wenn Maßnahmen wie Masken, Abstand, Verringern von Kontakten und Lüften nicht rasch die Zahl der Ansteckungen senkten, sei eine weitere Zunahme schwerer Erkrankungen und Todesfälle zu befürchten. Auch könnten in diesem Fall die Behandlungskapazitäten der Intensivstationen überschritten werden. Vom 27. Oktober bis 3. November seien auf den Intensivstationen fast 460 Erkrankte hinzugekommen. Laut Divi-Intensivregister sind inzwischen 2332 Covid-Betroffene in Intensivbehandlung. (04.11.2021)

Spahn und Ärzteverbände einigen sich auf Booster-Impfungen für alle

Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Ärzteverbände wollen mit einer einheitlichen Linie für mehr Auffrischungsimpfungen werben. Eine solche Impf-Verstärkung ("Booster") soll demnach allen Geimpften angeboten werden, die vor sechs Monaten ihre Impfserie abgeschlossen haben, wie es nach einer Videokonferenz Spahns mit mehreren Verbänden am Donnerstag aus Teilnehmerkreisen hieß. Insbesondere sollten Ältere, medizinisches Personal und Menschen mit Immunschwäche "geboostert" werden.

Die Kampagne für Auffrischungsimpfungen solle so vereinheitlicht und angepasst werden, hieß es aus den Kreisen. Vorgesehen ist demnach auch eine Information dazu an die Praxisärzte. Zuletzt hatte es Diskussionen gegeben, wie groß der Kreis für Impf-Verstärkungen sein soll. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt sie vorerst in engerem Rahmen unter anderem ab 70 Jahre, worauf sich auch Ärztevertreter bezogen. Spahn setzt sich für "Booster" auf breiterer Front ein, die laut Impfverordnung generell für alle möglich sind.

Die Sechs-Monats-Frist erreiche nun zunächst Menschen, die ohnehin noch nach der damals geltenden Prioritäts-Reihenfolge geimpft wurden, hieß es zur Erläuterung - rein kalendarisch also, wenn man bis Anfang Mai seine vollständige Impfung bekommen hatte. Demnach in Frage kämen momentan mehr als zehn Millionen Menschen, einbezogen auch Geimpfte mit Johnson & Johnson sowie Menschen mit Immunschwäche. Geimpfte mit Johnson & Johnson sollen generell bereits vier Wochen nach Abschluss der Impfserie einen "Booster" bekommen.

Eine Auffrischungsimpfung erhalten haben laut Robert-Koch-Institut bisher 2,36 Millionen Menschen. Informationen zu "Boostern" sollen jetzt auch über die offizielle Corona-Warn-App ausgespielt werden. Vorgesehen sind demnach auch Hinweise, wenn man in Frage kommt. (04.11.2021)

Gesundheitsminister debattieren über Impfpflicht für Pflegepersonal

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hat sich vorerst gegen eine Impfpflicht für Mitarbeiter in Pflegeheimen ausgesprochen. "Wir haben uns im Moment noch darauf verständigt, gerade in Bayern, dass es keine Impfpflicht gibt - und dabei bleibt es jetzt auch", sagte Holetschek zum Auftakt der zweitägigen Gesundheitsministerkonferenz in Lindau am Bodensee. Man werde die Lage aber beobachten. Statt einer Impfpflicht solle nun die Testpflicht für Besucher von und Mitarbeiter in Pflegeheimen ausgeweitet werden, und zwar auch für Geimpfte und Genesene.

Baden-Württembergs Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) hatte vor Beginn der Konferenz eine Impfpflicht in Pflegeheimen gefordert. "Nachdem wir lange auf Appelle und die Einsicht der Menschen gesetzt haben, ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, eine Impfpflicht für Beschäftigte in sensiblen Bereichen wie dem Gesundheits- oder dem Erziehungs- und Bildungswesen zu fordern". Auch der Vorsitzende des Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, fordert "zur Not" eine verpflichtende Impfung für Mitarbeiter in Alten- und Pflegeheimen sowie auf Intensivstationen. "Kein Ungeimpfter darf Kontakt zu einer derart vulnerablen Gruppe haben, weder beruflich noch als Besucher, sagte Weigeldt der Bild. Die Idee, niemanden zur Impfung verpflichten zu können, sei ein Fehler gewesen und müsse eine Ende haben. (04.11.2021)

Habeck will kostenlose Corona-Tests wieder einführen

Der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck will kostenlose Corona-Tests wieder einführen. "Es war damals schon ein Fehler, sie auszusetzen, es war eine Maßnahme, um die Nicht-Geimpften negativ zu motivieren", sagte Habeck am Donnerstag bei RTL/ntv. Corona-Schnelltests sind seit dem 11. Oktober nur noch in Ausnahmefällen kostenlos.

Habeck zeigte sich von den Rekordzahlen bei den Corona-Neuinfektionen nicht überrascht: "Die Impfquote liegt unter 70 Prozent, die Delta-Variante ist ansteckender als die Varianten davor - und der Rest ist Mathematik." Er rechne daher mit mehr Einschränkungen für Bürgerinnen und Bürger, die sich noch nicht gegen das Virus haben impfen lassen. Umgekehrt würden Geimpfte, die weniger gefährdet seien, "mehr Freiheiten" bekommen.

Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte in dem Zusammenhang dem Bayerischen Rundfunk: "Jetzt geht es um die Frage, wie vermeiden wir eine Überlastung des Gesundheitswesens. Es geht nicht darum, die Ungeimpften zu ärgern oder zu mobben, wie ich manchmal lese, sondern es geht darum, das Gesundheitswesen, die Pflegekräfte zu schützen [...], damit Patienten gut behandelt werden können."

Robert Habeck, der in einer möglichen Ampel-Koalition mit SPD und FDP als Minister gehandelt wird, sprach sich zudem gegen eine weitere Zusammenkunft der Ministerpräsidenten der Bundesländer zur Neubewertung der Lage aus. "Die Ministerpräsidentenkonferenz ist ein Koordinierungsgremium, kein Entscheidungsgremium, und das hat in der Vergangenheit nicht wirklich gut geklappt." (04.11.21)

Fast 34 000 Neuinfektionen an einem Tag gemeldet

Die Zahl täglich gemeldeter Neuinfektionen in Deutschland hat einen Höchststand erreicht. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem Robert-Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 33 949 Corona-Neuinfektionen und damit 172 mehr als am 18. Dezember. Vor einer Woche hatte der Wert bei 28 037 Ansteckungen gelegen. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz lag demnach bei 154,5. Am Vortag hatte der Wert bei 146,6 gelegen, vor einer Woche bei 130,2. Es blieb zunächst offen, inwiefern der Feiertag Allerheiligen am Montag in fünf Bundesländern eine Rolle bei der Entwicklung der Zahlen spielte.

Am 18. Dezember waren binnen 24 Stunden 33 777 Fälle gemeldet worden. Darin waren rund 3500 Fälle Nachmeldungen aus Baden-Württemberg vom Vortag enthalten. Der Höchststand der dritten Infektionswelle hatte am 22. April bei 29 518 gelegen.

Deutschlandweit wurden binnen 24 Stunden 165 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 126 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4 672 368 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Mittwoch mit 3,62 an (Dienstag: 3,29). Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei etwa 15,5. (04.11.21)

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels war die Rede von "fast 40 000 Neuinfektionen" in Deutschland. Registriert wurden allerdings nur fast 34 000 Neuinfektionen. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

Union fordert Gefängnis für Impfpassfälscher

Die Unionsfraktion will empfindliche Strafen für Menschen, die gefälschte Impfnachweise herstellen, verkaufen oder zur Umgehung von Corona-Maßnahmen nutzen. Da die bisherige Rechtslage das nicht hergibt, bringen CDU und CSU voraussichtlich in der kommenden Woche einen entsprechenden Gesetzentwurf im Bundestag ein. Damit würde eine Lücke im Gesetz geschlossen, um die sich Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) bisher zu wenig gekümmert habe, sagte der rechtspolitische Sprecher der Fraktion, Jan-Marco Luczak (CDU).

Der Entwurf sieht vor, dass künftig nicht nur die Täuschung von Behörden und Versicherungen strafbar sein soll, sondern auch das Vorlegen einer Fälschung in der Apotheke oder beim Arbeitgeber. Außerdem sollen falsche Impfnachweise, die "bedrohliche übertragbare Krankheiten betreffen", in den Kreis der Fälle aufgenommen werden, die als "besonders schwere Urkundenfälschung" klassifiziert werden. Wer sich als Mediziner ausgibt und ein falsches Zeugnis über seinen eigenen Gesundheitszustand oder den eines anderen ausstellt, soll nach dem Vorschlag der Union mit einer Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit einer Geldstrafe rechnen müssen. In besonders schweren Fällen - etwa bei gewerbsmäßiger Fälschung - sieht der Entwurf eine Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren vor. "Wer Impfpässe fälscht oder Fälschungen gebraucht, gefährdet die Gesundheit von Menschen und erschüttert das Vertrauen und die Akzeptanz in Corona-Schutzmaßnahmen. Das muss hart bestraft werden", sagte Luczak.

Das Landgericht Osnabrück hatte mit Beschluss vom 26. Oktober festgestellt, das Vorzeigen eines gefälschten Impfausweises in einer Apotheke zur Erlangung eines digitalen Impfzertifikats sei nach der derzeitigen Rechtslage kein strafbares Handeln. Es sei von einer "Strafbarkeitslücke" auszugehen. (04.11.2021)

Merkel hält Ausweitung von 2-G-Regel für sinnvoll

Die geschäftsführende Bundeskanzlerin fordert eine stärkere Kontrolle der sogenannten 3-G-Regelung und hält weitere Einschränkungen für Nicht-Geimpfte für denkbar. Dass die Einhaltung der Zugangsregeln einige gar nicht interessiere, mache dem Virus den Weg frei, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Nur wenn die Regeln eingehalten und auch kontrolliert werden, werde für die ganze Gemeinschaft ein guter Schutz erreicht, sagte er.

Seibert betonte, dass es nach Haltung der Kanzlerin auch angesichts steigender Zahlen von Infizierten und Corona-Patienten in Krankenhäusern keine weiteren Beschränkungen für Geimpfte geben soll. Wenn sich die pandemische Lage weiter zuspitze, seien weitere Beschränkungen nur bei Nicht-Geimpften möglich. "Das führt dann logisch zur 2-G-Regel", sagte Seibert. Während bei der 3-G-Regel auch tagesaktuell auf das Coronavirus negativ gestete Personen Zugang etwa zu Restaurants erhalten, können bei 2-G nur Geimpfte und Genesene eintreten. Einige Bundesländer würden über diese Ausweitung nachdenken. Das habe eine gewisse Logik, sagte Seibert. (03.11.2021)

Zwei Drittel der Menschen in Deutschland geimpft

55,6 Millionen Menschen (66,8 Prozent) in Deutschland sind inzwischen vollständig gegen das Coronavirus geimpft, wie aus Zahlen des RKI hervorgeht. 57,8 Millionen Menschen (69,5 Prozent) haben mindestens eine Impfung verabreicht bekommen. 2,2 Millionen Menschen haben zusätzlich bereits eine Auffrischungsimpfung erhalten. Nach RKI-Angaben wurden am Dienstag etwa 196 000 Impfdosen verabreicht.

Beim Stand der Covid-19-Impfungen gibt es weiterhin erhebliche regionale Unterschiede: Unter den Bundesländern verzeichnet Bremen mit 81,2 Prozent den höchsten Anteil Erstgeimpfter. 14 weitere Bundesländer haben die 60-Prozent-Marke geschafft, lediglich Sachsen steht mit 59 Prozent unter dieser Marke. (03.11.2021)

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