Mit 33.949 neuen Coronafällen hat das Robert Koch-Institut an diesem Donnerstag den höchsten Tageswert überhaupt in der Pandemie gemeldet. Angesichts der steigenden Infektionszahlen gewinnt auch die Debatte über die künftige Strategie im Kampf gegen die Pandemie wieder an Fahrt. Im bayerischen Lindau beraten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern über den Kurs im zweiten Coronawinter.
Im Mittelpunkt der Debatte stehen dabei Forderungen nach einem höheren Tempo bei Auffrischungsimpfungen und mehr Einschränkungen für Ungeimpfte.
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) warnte vor einem übereilten Ausstieg aus den Schutzmaßnahmen. Die vierte Welle sei »mit voller Wucht« da, sagte Holetschek, der den Vorsitz bei dem Treffen in Lindau hat. Er forderte erneut eine Verlängerung der epidemischen Notlage von nationaler Tragweite über den 25. November hinaus.
»Ich glaube schon, dass wir jetzt – angesichts dieser Zahlen – mehr denn je tatsächlich in dieser Lage sind«, sagte Holetschek vor Beginn der zweitägigen Konferenz am Bodensee. Die Gesundheitsminister der Länder würden sich dort mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) »sicherlich noch mal darüber austauschen«.
Spahn hatte sich jüngst wie die möglichen künftigen Regierungspartner SPD, Grüne und FDP dafür ausgesprochen, die Einstufung als Rechtsgrundlage für weitgehende Corona-Einschränkungen nicht mehr zu verlängern.
Spahn fordert umfassende Testpflicht für Pflegepersonal
»Jetzt geht es um die Frage, wie vermeiden wir eine Überlastung des Gesundheitswesens«, sagte Spahn vor Beginn der Beratungen im Bayerischen Rundfunk. Er forderte, Pflegeheime müssten durch eine umfassende Testpflicht für Personal und Besucher geschützt werden. »Ich möchte nicht noch einmal das Sterben in den Pflegeheimen erleben müssen wie letztes Jahr.«
Der Vorsitzende des Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, forderte in der »Bild«-Zeitung eine verpflichtende Coronaimpfung für alle Mitarbeiter im Pflegesektor. »Kein Ungeimpfter darf Kontakt zu einer derart vulnerablen Gruppe haben, weder beruflich noch als Besucher.«
Holetschek lehnte dies ab. Die Impfung sei freiwillig, sagte er. Impfungen seien aber der Weg aus der Krise. »In der Pandemie ist das Impfen wie ein Elfmeter auf ein leeres Tor.«
Auch über mehr Einschränkungen für Geimpfte wollen die Gesundheitsminister sprechen. Spahn sprach sich für weitere Beschränkungen nach den 2G-Regeln aus. »Nur noch Geimpfte und Genesene können dann beispielsweise an Veranstaltungen teilnehmen«, sagte er. Dies sei »durchaus ein Thema, das man diskutieren muss«, sagte auch Holetschek.
Impfzentren könnten wieder aktiviert werden
In der Debatte über Corona-Auffrischungsimpfungen ist eine einheitliche Vorgehensweise in Sicht. Spahn (CDU) sagte am Rande einer Konferenz mit seinen Länderkollegen in Lindau, man sei sich mit Ärztevertretern und unter den Ministern einig. Es habe viel Sinn, dass es sechs Monate nach der Zweitimpfung eine Auffrischung geben solle. Es seien zuerst Ältere, Vorerkrankte und medizinisches Personal geimpft worden, bei diesen sei es jetzt auch mehr als sechs Monate her. Gerade dort machten Impfverstärkungen (»Booster«) daher nun Sinn. »Boostern sollte die Regel werden, nicht die Ausnahme.«
Spahn sagte, er wolle mit den Ländern auch darüber reden, ob es neben dem wichtigen Angebot in den Arztpraxen nicht wieder zusätzliche öffentliche Angebote geben solle. »Das müssen jetzt nicht wieder nur die großen Impfzentren sein.« Wichtig seien zusätzliche Anlaufstellen oder etwa auch Impfbusse oder mobile Impfteams.
Mecklenburg-Vorpommern Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) hat bereits angekündigt, als Reaktion auf die rapide steigenden Coronazahlen und die ausstehenden Auffrischungsimpfungen stillgelegte Impfzentren reaktivieren zu wollen. »Die Impfzentren müssen wohl wieder ans Netz. Und das muss zügig passieren«, sagte Glawe bei NDR MV Live.
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