Stand: 02.09.2021 00:01 Uhr
Die Bahn bietet im Tarifkonflikt 3,2 Prozent mehr Lohn und 600 Euro Corona-Prämie. GDL-Chef Claus Weselsky will das Angebot bis zum Vormittag prüfen.
Zum dritten Mal im laufenden Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn hat die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) zum Arbeitskampf aufgerufen. Seit Mittwochnachmittag wird der Güterverkehr bestreikt. Von heute früh an ist dann auch der Personenverkehr betroffen. Das Ende der Aktionen hat die Gewerkschaft ursprünglich für den kommenden Dienstagmorgen angekündigt. Insgesamt könnte der Bahnverkehr damit auch in Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern mehr als fünf Tage lang erheblich eingeschränkt sein.
Bahn legt GDL neues Angebot vor
Möglicherweise wird es aber nicht so weit kommen: Denn kurz nach Beginn der dritten Streikrunde im Güterverkehr hat die Bahn ein neues Angebot vorgelegt. Es beinhalte eine Corona-Prämie von bis zu 600 Euro und eine Laufzeit des Tarifvertrags von 36 Monaten, hieß es am späten Mittwochnachmittag aus Bahnkreisen. Das Angebot sei der GDL schriftlich unterbreitet worden. Die angebotenen 600 Euro Prämie entsprechen der Forderung der Gewerkschaft, bei der Laufzeit des Tarifvertrags hat die GDL aber 28 Monate verlangt. Gegenüber dem Fernsehsender n-tv sagte Weselsky am Mittwochabend, man werde das Angebot bis zum heutigen Vormittag prüfen. Bis dahin gehe der Streik wie geplant weiter.
Tickets können flexibel genutzt werden
Im Vorfeld des Streiks hatte die Bahn dazu geraten, nicht nötige Fahrten zu verschieben. Sie will während der Streiktage aber im Fernverkehr wieder rund ein Viertel der Züge des normalen Fahrplans anbieten. Im Regional- und S-Bahnverkehr peilt das Unternehmen ein Angebot von etwa 40 Prozent an. Es gelten außerdem erweiterte Kulanzregeln: So können gebuchte Fahrkarten im Fernverkehr bis zum 17. September genutzt werden, die Zugbindung bei Sparpreisen ist aufgehoben. Alternativ können Fahrkarten kostenfrei erstattet werden. Vor Fahrtantritt sollten sich Kunden über die geplante Verbindung informieren, beispielsweise auf der Internetseite der Deutschen Bahn. Erneut richtete die Bahn auch die kostenlose Fahrgast-Hotline unter der 08000 99 66 33 ein.
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GDL lehnt Schlichtung ab
Eine Schlichtung hatte die Gewerkschaft kurz vor Beginn des Streiks abgelehnt. "Die Bahn versucht nur Zeit zu gewinnen und mit Scheinangeboten die Öffentlichkeit und die Medienvertreter zu irritieren", sagte der GDL-Vorsitzender Weselsky der "Augsburger Allgemeinen". Der Gewerkschafter wies zugleich Vorwürfe zurück, die GDL verweigere sich Gesprächen. Weselsky warf dem DB-Personalvorstand vor, sich bei der letzten Verhandlungsrunde am 7. Juni 2021 geweigert zu haben, weiter zu verhandeln. "Stattdessen wollte er in Sondierungen eintreten, um das Scheitern der Verhandlungen zu verhindern", sagte der GDL-Chef. "Ich habe das nicht zugelassen, weil unsere Forderungen seit Wochen bekannt waren, und wir diese vor dem 7. Juni erheblich auf die bekannten Kennzahlen reduziert haben."
Ramelow: "Gewerkschaft nicht an die Kette legen"
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow stellte sich im Interview auf NDR Info hinter die GDL. Der Linke-Politiker und DGB-Gewerkschafter hatte vor Jahren als Schlichter in dem Tarifkonflikt agiert. "So ärgerlich der Streik jetzt ist, so sehr fehlt mir das Verständnis dafür, dass ein Staatskonzern versucht, eine Gewerkschaft an die Kette zu legen." Mit einer Drohkulisse des Gesetzgebers könne man nicht versuchen, die kleinere Gewerkschaft bei freien Tarifverhandlungen handlungsunfähig zu machen, so Ramelow.
Die Lokführer-Gewerkschaft sieht ihren Einfluss aufgrund des Tarifeinheitsgesetzes gefährdet. Dem Gesetz zufolge gelten in Betrieben mit mehreren Gewerkschaften nur die Tarifverträge der größeren Arbeitnehmervertretung, in diesem Fall der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Um den Konflikt zu lösen, müssten beide Gewerkschaften wieder an einen Tisch gebracht werden, so Ramelow.
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