Stand: 26.08.2021 20:48 Uhr
Eine Krankenschwester soll im Landkreis Friesland Spritzen mit Kochsalzlösungen statt mit Impfstoff aufgezogen haben. Nun führen die Ermittlungen auch zu Durchsuchungen in einem ganz anderen Fall.
Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln zusätzlich wegen des Verdachts auf Abrechnungsbetrug gegen fünf Mitarbeitende des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Impfzentrum Schortens. Am Donnerstag gab es dazu Durchsuchungen. Betroffen waren mehrere Gebäude des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und das Impfzentrum in Schortens, das vom DRK betrieben wird. Die Beschuldigten gehören nach Polizeiangaben zu den DRK-Kreisverbänden Jeverland und Varel-Friesische Wehde. Sie sollen zwischen Februar und Juli mehr Arbeitsstunden von im Impfzentrum Schortens eingesetztem Personal abgerechnet haben als tatsächlich geleistet wurden. Erste Stichproben aus Stundenabrechnungen, die beim Landkreis Friesland eingereicht wurden, lassen den Angaben zufolge bereits auf einen Schaden im vierstelligen Bereich schließen. Die genaue Summe müsse nun ermittelt werden, hieß es weiter.
Impfzentrum, Geschäftsräume und Wohnungen durchsucht

Um Beweise zu sichern, durchsuchte die achtköpfige Soko "Vakzin" am Donnerstag sechs Gebäude - die meisten davon im Landkreis Friesland. Neben dem Impfzentrum in Schortens-Roffhausen seien Geschäftsräume der DRK-Kreisverbände Jeverland und Varel-Friesische Wehde, des DRK-Landesverbandes Oldenburg sowie Privatwohnungen von DRK-Mitarbeitenden überprüft worden, hieß es. Dabei hätten mehr als 40 Polizistinnen und Polizisten unter anderem Aktenordner, Computer, Laptops, Tablets und Mobilfunkgeräte sichergestellt, die nun ausgewertet werden sollen.
Landkreis Friesland kündigt Zusammenarbeit mit DRK
"Wir begrüßen die Aufklärungsarbeit von Staatsanwaltschaft und Polizei sehr und unterstützen die Ermittlungsarbeiten", sagte Landrat Sven Ambrosy (SPD). Der Landkreis Friesland hat als Geschädigter des mutmaßlichen Betrugs in Absprache mit dem Land bereits Konsequenzen gezogen. Ambrosy kündigte am Donnerstag fristlos die Zusammenarbeit mit dem DRK im Impfzentrum. Das Vertrauen sei nicht mehr da, sagte Ambrosy dem NDR in Niedersachsen. Die Johanniter übernähmen nun den Betrieb des Impfzentrums. Der Betrieb sei sichergestellt, Termine würden bestehen bleiben. Es könne aber zu Wartezeiten kommen, bis sich alles eingespielt hat, so Ambrosy weiter.
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Impfskandal flog im April auf
Die Unregelmäßigkeiten waren der Soko "Vakzin" offenbar während ihrer Ermittlungen gegen eine frühere DRK-Mitarbeiterin, die Spritzen im Corona-Impfzentrum Schortens manipuliert haben soll, aufgefallen. Im April hatte die beschuldigte, examinierte Krankenschwester eingeräumt, im Impfzentrum in Schortens sechs Spritzen für Corona-Impfungen mit Kochsalzlösung aufgefüllt zu haben. Ihr sei beim Anmischen ein Fläschchen mit Impfstoff heruntergefallen, das habe sie vertuschen wollen, so die Frau. Vor Kurzem hatten der Landkreis Friesland und die Polizei jedoch mitgeteilt, dass nach weiteren Zeugenaussagen nicht ausgeschlossen werden könne, dass sie weitere Spritzen mit Kochsalzlösung aufgezogen habe. "Die Ermittlungen hierzu dauern an", teilte die Polizei dazu am Donnerstag mit. Um die möglicherweise wirkungslosen Impfungen nachzuholen, sollen daher insgesamt rund 10.000 Betroffene als Vorsichtsmaßnahme nachgeimpft werden. Der Anwalt der Beschuldigten teilte zuletzt mit, die Tat seiner Mandantin am 21. April sei ein Einzelfall gewesen.
Komplexe Ermittlungen rund um den Impfvorfall
Die Ermittlungsgruppe "Vakzin" war erst vergangene Woche von der Polizei eingerichtet worden, um die Ermittlungen in dem Fall möglicher Impfungen mit Kochsalzlösung voranzutreiben. Der Oldenburger Polizei-Vizepräsident Andreas Sagehorn hatte erklärt, in den vergangenen Wochen und Monaten hätten sich der Umfang und die Komplexität dieser Ermittlungen deutlich erhöht. Daher sei es notwendig, die Ermittlungsarbeit breiter aufzustellen.
Ist die Krankenschwester eine Impfgegnerin?
Zuletzt hatte der "Spiegel" berichtet, dass eine Mitarbeiterin des Impfzentrums bereits fünf Tage vor Bekanntwerden des Falles am 24. April ihre Vorgesetzten beim DRK vor der nun beschuldigten Krankenschwester gewarnt haben soll. Demnach soll die mutmaßliche Impfgegnerin der Zeugin in Chats Texte und Videos mit Verschwörungsfantasien geschickt haben. Laut "Spiegel" leitete die Zeugin diese Nachrichten an ihre Vorgesetzten weiter, diese sollen aber nicht reagiert haben. Die Polizei machte auf Anfrage dazu keine näheren Angaben.
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