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Corona-Impfungen: Spahn genehmigt AstraZeneca ab Freitag – mit Warnhinweisen - WELT

Als Reaktion auf die Empfehlung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die weitere Verwendung des Corona-Impfstoffs von AstraZeneca genehmigt – allerdings mit Warnhinweisen. Die Impfungen mit dem Präparat sollten noch im Laufe des Freitags wieder aufgenommen werden, sagte Spahn am Donnerstagabend in Berlin. Die Impfwilligen sollten dann in aktualisierten Aufklärungsbögen über mögliche Risiken informiert werden.

Es gebe eine „besondere Sorgfaltspflicht gegenüber den Impfwilligen“, sagte Spahn. „Die Bürgerinnen und Bürger können darauf vertrauen, transparent informiert zu werden.“ Nach der Aussetzung der Impfungen am Montag gelte es nun, vier verlorene Tage aufzuholen, sagte der Minister. Nun gehe es darum, „dass wir zügig weiterimpfen“.

Spahn verteidigte das deutsche Vorgehen: „Uns bestätigt die Analyse der EMA in unserem Vorgehen“, sagte er. „Es war richtig, die Impfungen mit AstraZeneca vorsorglich auszusetzen, bis die auffällige Häufung der Fälle dieser sehr seltenen Thombosenart analysiert worden ist.“

Der Präsident des für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, sagte, eine Prüfung habe ergeben, dass der Nutzen fortgeführter AstraZeneca-Impfungen größer sei als die Risiken. Die Impfwilligen sollten in Warnhinweisen auf Risiken hingewiesen werden – die gehe es insbesondere um spezifische Symptome, die auf eine Thrombose hinweisen könnten. Es handle sich hierbei um ein „sehr seltenes Ereignis“, sagte Cichutek.

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Nach Berichten über das Auftreten schwerer Blutgerinnsel bei einigen Geimpften hatten Deutschland und mehrere weitere europäische Staaten die Impfungen mit dem Vakzin des britisch-schwedischen Herstellers vorerst gestoppt. Am Donnerstag erklärte die EMA nach einer Überprüfung den Impfstoff für „sicher und wirksam“ und stellte fest, dass es keine Hinweis auf ein erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel durch das Präparat gebe. 

Die Behörde verwies aber zugleich auf einzelne Fälle, in denen nach Impfungen mit AstraZeneca seltene, „aber schwerwiegende Gerinnungsstörungen“ aufgetreten seien. Ein Zusammenhang mit der Impfung könne „nicht endgültig“ ausgeschlossen werden. Die Produktinformation für das Vakzin werde nun dementsprechend angepasst.

Stopp von AstraZeneca war ein harter Schlag

Für die ohnehin als schleppend kritisierte Impfkampagne in Deutschland war die Aussetzung der AstraZeneca-Impfungen ein Rückschlag. In vielen Ländern wurde die Vergabe von Terminen in den Impfzentren ausgesetzt, bis Klarheit über die Verwendbarkeit des Präparats – und damit über die zur Verfügung stehenden Dosen – erzielt ist.

Bund und Länder hatten ursprünglich am Mittwoch über eine Beschleunigung der Impfkampagne beraten wollen. Ein Thema sollte dabei die stärkere Einbindung der Hausärztinnen und -ärzte sein. Nach dem Aussetzen der Impfungen mit dem AstraZeneca-Vakzin am Montag wurde das Gespräch verschoben. Es soll nun am Freitagnachmittag stattfinden.

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Geplante Regeln

Baden-Württemberg nimmt die Impfungen mit AstraZeneca an diesem Freitag wieder auf. Wie das Stuttgarter Sozialministerium am Donnerstagabend mitteilte, folge das Land damit der neuen Entscheidung der EMA. „Das gemeinsame Ziel des Landes und der Impfzentren ist es, möglichst viele Impfungen durchzuführen und einmal gebuchte Termine stattfinden zu lassen“, sagte Gesundheitsminister Manne Lucha am Donnerstag in Stuttgart. Die Impfzentren seien informiert.

Auch In Nordrhein-Westfalen werden die Corona-Impfungen mit Astrazeneca am Freitag wieder aufgenommen. „Die Unterbrechung war wichtig und richtig, um vertrauensvoll weiterimpfen zu können“, teilte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann am Donnerstagabend mit. „Wir werden genau da weitermachen, wo wir aufgehört haben: AstraZeneca wird den Berufsgruppen zur Verfügung gestellt, bei denen die Impfungen bereits angelaufen sind.“ Dazu gehörten auch Lehrerinnen und Lehrer an Grund- und Förderschulen. „Wir setzen jetzt alles daran, die abgesagten Impftermine schnell neu zu vergeben“, so Laumann.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil will schnellstmöglich die abgesagten Impftermine neu ansetzen. Es sei Zeit verloren worden, aber er sei zuversichtlich, dass die ausgefallenen Impfungen rasch nachgeholt werden könnten, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag in Hannover.

AstraZeneca werde dringend benötigt und sei ein elementarer Teil des Impfplanes. „Mit diesem Impfstoff sollen in den nächsten Monaten tausende niedersächsischer Bürgerinnen und Bürger geimpft werden“, sagte Weil. Auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier wolle sich auch persönlich bald mit AstraZeneca impfen lassen und den Wirkstoff wieder in seinem Bundesland einsetzen.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) zeigt sich bereit für eine eine Fortsetzung der Impfkampagne mit AstraZeneca. „Die Europäische Arzneimittelbehörde gilt als eine sehr strenge Kontrollbehörde. Sie hat die Verdachtsfälle geprüft“, sagt sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Die Entscheidung von heute ist klar. Sobald die Bundesregierung grünes Licht gibt, werden wir in Rheinland-Pfalz mit unserer Impfkampagne wieder volle Fahrt aufnehmen.“

Grüne fordern stärkere Orientierung an EMA

Nach der Entscheidung der EMA forderte der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen eine stärkere Ausrichtung politischer Entscheidungen an dieser Behörde. „In Zukunft sollten weitreichende Entscheidungen über Impfstoffe im Einklang mit den Empfehlungen der für die Zulassung von Impfstoffen zuständigen Behörde – der EMA – getroffen werden“, sagte Dahmen WELT.

Hingegen hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die vorläufige Aussetzung der Impfungen mit dem AstraZeneca-Wirkstoff noch vor einer EMA-Entscheidung beschlossen.

Dass die EMA am Donnerstag den Impfstoff nun für sicher erklärte und Patienten-Informationen über denkbare Risiken forderte, bezeichnete Dahmen als „sehr gute Nachrichten“. Wichtig sei nun „eine Kommunikationsoffensive, um das Vertrauen in den AstraZeneca-Impfstoff wiederherzustellen“. Zudem müsse „die sofortige Wiederaufnahme der Impfungen in Deutschland veranlasst werden“.

Die FDP-Gesundheitspolitikerin Christine Aschenberg-Dugnus begrüßte ebenfalls die EMA-Entscheidung und bezeichnete es nun als „oberste Aufgabe der Bundesregierung dafür zu sorgen, die Arztpraxen endlich mit ins Boot zu nehmen“. Deutschland könne sich „eine weitere Verzögerung nicht mehr leisten“, sagte Aschenberg-Dugnus WELT. Daher seien die Impfungen mit dem Vakzin von AstraZeneca „unverzüglich wiederaufzunehmen“, und „nach Tagen des Impfstillstands“ müsse „jetzt alles dafür getan werden, dass diesem sicheren Impfstoff kein nachhaltiger Imageschaden anlastet“.

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