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Proteste: So wehren sich die Anwohner von Ausflugszielen gegen Blechlawinen - Augsburger Allgemeine

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Plus Seit Wochen demonstrieren Anwohner an beliebten Ausflugsorten. Was die Aktivisten fordern und wie ein Tourismus-Experte die Lage einschätzt.

Wie komme ich auf die

Zugspitze, ohne CO2 auszustoßen? Ohne dass mein Auto Straßen verstopft? Klar, mit dem Rad nach Hammersbach – und zu Fuß durch das Höllental auf den Gipfel. So machten es zwei Augsburger im Juli. Doch die beiden bilden die Ausnahme. Viele Ausflügler setzen sich ins Auto, um zur Talstation der Zugspitzseilbahn am Eibsee zu kommen. Gerade in Corona-Zeiten. Zum Leidwesen der Anwohner.

An mehreren besonders beliebten Ausflugszielen gehen Einheimische seit Wochen auf die Straße, haben sich zu einem Bündnis zusammengeschlossen. "Ausbremst is!" lautet das Motto ihrer Demonstrationen. An diesem Samstag wird zum fünften und vorerst letzten Mal protestiert – diesmal in Garmisch.

Garmisch: Protestierenden wollen eine Stunde lang die B2 lahmlegen

Eine Stunde lang wollen die Protestierenden die

B2, die Richtung Mittenwald führt, lahmlegen. Weitere Demonstrationen gab es seit Ende Juli in Wallgau, in Kochel und in Murnau. Orte, durch die bei schönem Wetter viele Autos rollen. Auch der Zugspitzort Grainau gehört dazu. Die Polizei sperrt an Tagen mit hohem Reiseaufkommen ohnehin die Zufahrtsstraße.

In Grainau blockierten die Aktivisten Anfang August eine Straße. Aus Sicht der Anwohner sind es zu viele Ausflügler, die bis zur Talstation der Zugspitze mit dem Auto fahren, dort irgendwo am Straßenrand parken und ihren Müll hinterlassen. Was also fordern die Demonstranten?

Eine, die schon öfter mitdemonstriert hat, ist Karina Winkler. Die 30-Jährige wohnt in Garmisch und macht bei der Radl-Initiative

Garmisch-Partenkirchen mit. Die Radl-Initiative ist bei "Ausbremst is!" genauso dabei wie die örtlichen Grünen. Karina Winkler interessiert sich schon immer für Umweltthemen, erzählt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Sie ist Geografin und forscht für ihre Doktorarbeit darüber, wie sich Landnutzung auf das Klima auswirkt. Karina Winkler sagt: "Den Ort, an dem man lebt, sollte man mitgestalten."

Ausflügler sollen auf größere Parkplätze ausweichen

Viele Medien berichten über die Proteste der etwa 400 bis 500 "Ausbremser". "Das kam überraschend", sagt Karina Winkler. Sie betont, dass sich die Aktionen nicht gegen die Touristen selbst richten. Sondern gegen verstopfte Straßen, Lärm und Müll. "Wir wollen eine Debatte anstoßen, für die Lösung brauchen wir die Politik", sagt sie.

Ausflügler sollen ihrer Ansicht nach ihre Autos auf größeren Parkplätzen in Garmisch-Partenkirchen parken und mit Bus oder Bahn zur Talstation am Eibsee fahren. Für unterschiedliche Busunternehmen sollte Winkler zufolge ein Ticket gelten. Auch für Zugreisende, die das Bayern-Ticket nutzen, sei es kompliziert. Fahrten in den Bussen der Eibsee-Verkehrs-Gesellschaft kosteten beispielsweise extra. Auch ein besseres Parkplatzmanagement findet Karina Winkler wichtig: "Der Hausberg-Parkplatz ist im Gegensatz zum Eibsee-Parkplatz oft leer", erzählt sie. Es seien Themen, die die Bahn und die Kommunalpolitik betreffen. Die Bergliebhaberin hofft, dass die Proteste etwas bewirken. "Wir wollen mit mehreren Gemeinden und dem Kreis über unsere Anliegen reden", sagt sie.

Eine Tour auf dem Eibsee am Fuß der Zugspitze bietet traumhafte Ausblicke. Am Ende des Videos wartet klares, türkises Wasser.

Video: Verena Mörzl

Doch was sagen Tourismus-Experten zu den Protesten? Verstehen sie die Anwohner? Michael Gerber, 57, ist einer, der ein wirtschaftliches Interesse daran hat, dass Urlauber in die Zugspitzregion kommen. Er ist seit gut einem Jahr Geschäftsführer der Tourismus GmbH Garmisch-Partenkirchen. Die Proteste verfolgt er in den Medien, sagt er und findet sie legitim. "Die Leute hatten während des Lockdowns Zeit, ihren Ort ohne Touristen zu erleben", beginnt er zu erklären. "Wenn die Gäste wieder da sind, ist das eine Zäsur. Die Einheimischen sind sensibilisierter." Vergangenes Jahr seien Straßen in Grainau ebenfalls verstopft gewesen.

Dass Ausflügler in diesem Jahr allerdings Einfahrten von Einfamilienhäusern zuparken und Autos in Naturschutzflächen abstellen, stört auch Michael Gerber. "Man muss Respekt vor Einheimischen und der Natur haben." 4,2 Millionen Tagesbesucher gebe es jedes Jahr in der Region, sagt er. Sein Unternehmen habe aber nicht das Ziel, noch mehr Menschen anzulocken. "Wir wollen, dass die Leute länger da bleiben." Der durchschnittliche Aufenthalt habe sich dieses Jahr im Vergleich zum Vorjahr immerhin um zwei Nächte verlängert.

Urlaub in Deutschland ist im Pandemie-Sommer besonders gefragt

Urlaub in Deutschland ist im Pandemie-Sommer besonders gefragt. Oberbayern ist nicht die einzige Region, in die mehr Touristen als sonst kommen. Auch das

Allgäu erlebt einen Ansturm. Ein touristisches Zentrum ist Oberstdorf. Christine Uebelhör arbeitet bei der Gemeinde und sagt: "Wir verstehen, dass die Menschen nach dem Lockdown wieder in die Natur wollten." Aus ihrer Sicht ist es in der drittgrößten Gemeinde Bayerns noch nicht zu eng geworden.

Allerdings diskutieren auch im Allgäu Tourismusverband und Politiker über Blechlawinen, Falschparker, Wildcamper und volle Wanderwege. Die Verantwortlichen wollen besonders stark frequentierte Ziele ausmachen. Im nächsten Jahr soll eine App entwickelt werden, die Gästen anzeigt, wann ein Parkplatz voll ist, und die Orte vorschlägt, an denen weniger los ist. Sie soll Gäste auch animieren, auf Bus und Bahn umzusteigen.

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September 12, 2020 at 12:10AM
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