
Eine Krankenpflegerin mit dem Impfstoff von Pfizer/Biontech
Foto: Frank Augstein / dpaAngesichts des langsamen Corona-Impfstarts mehren sich die kritischen Stimmen gegenüber Bundesregierung und EU. Im SPIEGEL-Gespräch kritisierte etwa Biontech-Chef Uğur Şahin die europäische Bestellstrategie. »Es gab die Annahme, dass noch viele andere Firmen mit Impfstoffen kommen. Offenbar herrschte der Eindruck: Wir kriegen genug, es wird alles nicht so schlimm, und wir haben das unter Kontrolle«, sagte Şahin.
Die Neurologin Frauke Zipp von der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina sprach gegenüber der Tageszeitung »Die Welt« gar von »einem groben Versagen der Verantwortlichen.« Sie fragte, warum man nicht im Sommer mehr Impfstoff auf Risiko bestellt habe: »Vor kurzem gab es noch offizielle Totengedenken, jetzt zählt offenbar nicht mehr jeder Tag, an dem Menschenleben gerettet werden könnten. Jetzt wird Geduld eingefordert«, so Zipp weiter.
Auch die Opposition im Bundestag schließt sich der Kritik der Impfstoffbeschaffung an. Ebenfalls gegenüber der »Welt« sagte FDP-Generalsekretär Volker Wissing: »Wir sehen am Beispiel Israels und anderer Länder, dass es möglich ist, schneller zu impfen. Die Bundesregierung muss sehr gut erklären, warum das in Deutschland so schleppend läuft.«
Kordula Schulz-Asche von der Grünen-Bundestagsfraktion sagte, man hätte aus heutiger Sicht bei den über hundert Entwicklern auf Risiko bestellen sollen. Das Biontech-Vakzin habe sich im Sommer allerdings noch in der Testphase befunden.
Ähnlich sieht es Linken-Chef Bernd Riexinger. Die Bundesregierung sollte deshalb nun »schnell Lizenzen zur Nachproduktion des Biontech/Pfizer Impfstoffes vergeben«, sagte er. Das liege direkt in der Hand von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Die Virusmutation in Großbritannien mache deutlich: »Eine erfolgreiche Impfstrategie ist eben auch ein Wettlauf gegen die Zeit.«
Auf die falschen Hersteller gesetzt
Die Probleme bei der Impfstoffbeschaffung, die nun in Deutschland spürbar sind, hängen auch mit der Einkaufspolitik der Europäischen Union zusammen. Der SPIEGEL hatte darüber berichtet, dass die EU auf die falschen Hersteller gesetzt hatte: Nämlich auch auf die französische Firma Sanofi und den britisch-schwedischen Hersteller AstraZeneca. Beide mussten die Zulassung ihrer Impfstoffe deutlich verschieben.
Dabei hätten auch andere, heute zugelassene Vakzine ausreichend zur Verfügung gestanden. Moderna-Chef Stéphane Bancel etwa sagte dem SPIEGEL, sein Unternehmen hätte weit mehr Impfstoff bereitstellen können.
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Deutschland
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